Erstellt vor 14 Tagen von Paolo
Wenig zu holen gab es für die Allgäu Comets beim Playoff-Viertelfinale in Potsdam, obwohl das erste Viertel durchaus das Potential der Allgäuer erkennen ließ. Am Ende unterlagen die Gäste aber doch deutlich mit 84:20.
Nach einer ungewöhnlich langen Verletzungsserie reisten die Comets mit gerade einmal 30 Spielern nach Brandenburg, der Mindestspielstärke. Trotzdem hatten sich die Spieler vorgenommen, mit intensivem und konsequenten Comets-Football das beste aus der Situation zu machen. Das erste Spielviertel verlief dann auch entsprechend gut, die Defense der Allgäuer hielt die Hausherren in Schach und zwang diese sogar zum allerersten Punt in dieser Saison. Auf der anderen Seite war auch die Royals-Defense hellwach und unterband alle Angriffsversuche der Comets - so endete das erste Quarter für ein Spiel mit Potsdamer Beteiligung ganz ungewohnt mit 0:0, was unter den gebotenen Voraussetzungen schon als Erfolg für das Team in blau zählen darf.
Im zweiten Viertel zeigten die Potsdamer Nerven und reagierten mit ungewöhnlich vielen Fouls. Hier zeigte sich dann die ganze Problematik des Allgäuer Rumpfkaders, als die Defense ohne viel Möglichkeiten zur Auswechslung dem Potsdamer Offensivsturm nicht mehr Gegenhalten konnte. Zwei schnellen Touchdowns folgte zwar ein spektakulärer 70-Yard-Pass auf WR Nate Stewart zum ersten Comets-Touchdown und nach einem weiteren Score durch die Royals noch ein kurzer TD-Pass erneut auf Stewart, aber die Hausherren zogen mit zwei weiteren Touchdowns zum Halbzeitstand von 40:14 davon, wobei der letzte auf eine Interception in der letzten Spielminute folgte, wahrscheinlich genau der Punkt, der das Spiel dann zum Kippen brachte. QB „X“ Bullock hatte sich nach einem Tackle am Sprunggelenk verletzt, verlor dadurch viel Bewegungsfreiheit und wurde so zum leichten Ziel für die Royals-Defense.
In der zweiten Spielhälfte setzten die Hausherren den Ballbesitz gleich in einen Touchdown um, gefolgt von einem weiteren, als die Offense durch den lädierten Quarterback keinen nennenswerten Raumgewinn verbuchen konnte - auch das Laufspiel über die RBs Lars Kozlowski und Jeremie Kwanzambi Beni wurde durch Potsdam schnell gestoppt.
Die Verletzungsmisere der Allgäuer fand in diesem Spiel ihren Höhepunkt, als sich auch wichtige Schlüsselspieler verletzten, wie die beiden D-Liner Yves Koko und Sven Köppl oder OL-Führungsspieler Matteo Acquadro, der nach einem Block-in-the-back-Foul durch die bereits mehrfach durch den Whitehead verwarnte Potsdamer #42 mit inzwischen bestätigtem Kreuzbandriss vom Feld geleitet wurde. Dermaßen geschwächt und dezimiert standen die Comets der weiterhin aggressiv auf das Gaspedal drückende Offense des amtierenden deutschen Meisters relativ machtlos gegenüber. Mittlerweile tauchte als Backup-QB der Potsdamer ein alter Bekannter auf: Ex-Comets-QB Javarian Smith kam nach seiner Entlassung bei den Hamburg Blue Devils in der ELF bei den Brandenburgern unter und bekam direkt Spielzeit.
Dass die kompromisslose, überharte Spielweise der Royals nicht unbedingt viele Freunde findet, zeigte sich auch bei den eigenen Streamkommentatoren, die (zum Teil wohl schon ermüdet) die Spielweise und die Attitüde des eigenen Teams häufig kritisierten. Dass die Zuschauer damit auch nicht unbedingt glücklich sind, zeigten sichtbar viele leere Plätze - die angegebene Besucherzahl von 1900 scheint selbst unter Einbezug der Streambesucher nicht nachvollziehbar. Das oft gescholtene „Mindset“ der Potsdamer zeigt sich auch ein wenig in den Strafen: 140 Yards für ein mehr als deutlich überlegenes Team sind unnötig.
Vier Touchdowns später hatte der vermutlich diesjährige deutsche Meister seinen Punktestand auf 84 Zähler erhöht, als QB Bullock zum dritten Mal Nate Stewart mit einem Touchdownpass zum Endstand von 84:20 (PATs durch Marcel Schade) bedienen konnte. Hatten sich die Comets zwar besser präsentiert als noch beim Spiel gegen die Royals im Illerstadion, so bleibt angesichts der vielen verletzten Spieler kein guter Rückblick. Die Kombination aus derzeitiger finanzieller Übermacht und erneuerungsbedürftiger Regeln zum Spielerpersonal (z.B. Doppelstaatsbürgerschaften bei US-Spielern) zeigen diese Saison ganz deutlich, dass daraus nicht attraktiver und spannender Football resultiert - den zeigten die anderen, weniger übermächtigen Teams beim Kampf um die Plätze hinter dem Klassenprimus.
So endet die wahrlich durchwachsene Saison 2024 der Comets, die es trotz alledem wieder in die Playoffs geschafft haben und Teamgeist bewiesen haben. Mit ihrem großen Anteil an Eigengewächsen sind die Comets näher am Gedanken eines Sportvereins als an einer Football-Betriebs-GmbH. Allen Sponsoren, Freunden, Fans und Unterstützern deshalb an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön, man wird sehen, was die Saison 2025 für das Team Bluepride bringen wird.