Erstellt am 03.09.2024 von Paolo
Das Auswärts-Interconference-Spiel der Comets beim Germanbowl-Sieger 2021 und aktuell Zweitplatzierten der Nordstaffel verlief leider anders als geplant. Vor der Abreise häuften sich bereits die Hiobsbotschaften über verletzte und erkrankte Spieler, so dass ein relativ kleiner Kader einsatzbereiter Spieler die weite Fahrt antrat.
Zwar konnte Johannes „Jojo“ Reitberger im ersten Drive der Dresdener einen abprallenden Ball zur Interception sichern und so den Weg für den ersten Touchdown des Spiels durch Ahsan Moore zum 0:7 (alle Comets-PATs: Marcel Schade) bereiten, aber ab dem zweiten Viertel entwickelten sich die Dinge schnell in eine ungünstige Richtung für die angereisten Blauhelme. Die Dresden Monarchs hatten ihre Hausaufgaben gründlich gemacht, ihren neuen QB Karé Lyles in der kurzen Zeit sehr gut eingespielt und ihre Playbooks tüchtig umgeschrieben. Gerade die Defense zeigte ganz andere Formationen als man bei den Elbstädtern bisher beobachten konnte und stellte die sonst so zuverlässige O-Line der Allgäuer vor neue große Herausforderungen. Viele noch gesundheitlich angeschlagene wie der unter Lebensmittelvergiftung leidende Nate Stewart oder erst kurz zuvor genesene Spieler konnten ihre übliche Performance zudem nicht abrufen. Außerdem fehlten die beiden Starter Chemsedine Jaouani (LB) und Marco Ücker (OL), beide erlitten letzte Woche saisonbeendende Verletzungen und während des Spiels musste auch Center Martin Piontek verletzt vom Platz. Beeindruckend war die Kulisse des mit 10 000 lautstarken Besuchern ausverkauften Heinz-Steyer-Stadions, das nach drei Jahren Umbaupause wiedereröffnet wurde.
Dem ersten Touchdown der Monarchs durch den finnischen Runningback Nico Barrow folgte nach einem Ballverlust durch QB „X“ Bullock kurz vor der eigenen Redzone direkt ein zweiter durch WR Smalling. Das eigene Angriffsrecht konnten die Comets in einem etwas längeren anschließenden Drive nicht zu Punkten verwandeln, wohl aber die Dresdener, die auf 21:7 erhöhten. Die eigene Überlegenheit spürend, folgte ein unerwarter und leider erfolgreicher Onside-Kick, der den schnellen vierten Touchdown der Monarchs durch Barrow einleitete - sicher mit der Absicht, das Momentum auf die eigene Seite zu bringen und die Nervosität der Gäste weiter zu erhöhen. Wie das erneute Fumble mit Ballverlust und Defense-Touchdown im folgenden Drive zeigte, mit Erfolg. Prompt schafften es die Allgäuer gegen die überaus druckvolle Defense der Hausherren unterstützt durch 10.000 Fans dann zweimal nicht, sich aus der eigenen Redzone zu befreien, gaben das Angriffsrecht wieder ab und mussten jeweils die nächsten beiden Touchdowns zum 42:7 und 49:7 hinnehmen. Der Versuch, noch einmal auf das Scoreboard zu kommen, um mit positivem Gefühl in die Halbzeitpause zu gehen, erreichte die Dresdener 35-Yard-Linie bevor eine Interception im letzten Play die Comets auch hier wieder stoppte.
Während der Comets-Angriff am Boden von den Gastgebern gut neutralisiert werden konnte, blieb das Passspiel unter den gewohnten Werten, der angeschlagene Nate Stewart - zweitplatzierter in der Pass-TD-Statistik der GFL - blieb mit insgesamt 39 Yards weit hinter seinen sonstigen Ergebnissen zurück. Ganz anders die sächsischen Receiver, die von Lyles und dem ab Mitte des dritten Viertel eingewechselten Backup-QBs Schoene gleichmäßig verteilt die Bälle zugepasst bekamen. Noch erfolgreicher zeigte sich das Laufspiel der Monarchs. Die angesammelten 212 Yards und drei Touchdowns durch RB Barrow zeigen auch, wie gut sich die Hausherren auf die Run-Defense der Allgäuer vorbereitet hatten.
Zwei weitere Touchdowns der Dresdener zum 56:7 und 63:7 folgten, als endlich Nate Stewart seinen QB Bullock in eine aussichtsreiche Feldposition bringen konnte, indem er den Kickoff über das halbe Spielfeld zurücktrug. Nach einem Pass auf Dominik Hörner war es dann erneut Ahsan Moore. der den Touchdown zum 63:14 sichern konnte. Die Monarchs hatten bei komfortabler Führung in ihrer Offense einen Gang zurückgeschaltet und erzielten im vierten Viertel noch zwei Fieldgoals zum Stand von 66:14 und 69:14. Die „Front Seven“ der Defense - D-Line und Linebacker - übten aber weiterhin so großen Druck auf QB „X“ aus, dass dieser nicht rechtzeitig eine freie Anspielstation finden konnte und unterbanden das Comets-Laufspiel weiter komplett. Mit einem schönen Pass über 50 Yards blitzte zum Schluss noch einmal die eigentliche Qualität der Allgäuer Offense auf. In einem Handfight um den Ball setzte sich Moore im Laufen gegen den Dresdener DB durch und erzielte mit seinem dritten Touchdown den Hattrick zum Endergebnis von 69:21.
Schade, dass die Allgäuer durch das ernüchternde Ergebnis das Erlebnis vor einem ausverkauften Stadion-Schmuckstück mit einem sehr fair spielenden, aber eben in fast allen Belangen überlegenen Gegner nicht in vollem Umfang genießen konnten. Durch diese Niederlage hat sich in den Playoffplatzierungen bei nur einem verbleibendem Spieltag immer noch kein festes Bild ergeben, da die Plätze 2 bis 5 immer noch bunt wechseln können. Während Kirchdorf und Saarland aus dem Rennen um die Playoffplätze bereits ausgeschieden sind, könnten die Comets noch dritte, vierte oder fünfte werden, abhängig von den Ergebnissen der kommenden Partien Ravensburg-München und Straubing-Saarland. Durch die Umwertung der Berlin Adler Spiele zugunsten München und Straubing hat sich das Bild der Südstaffel deutlich verschoben und es kann sogar sein, dass vier Teams punktgleich bei 6:6 landen. Um sich die Chance zu erhalten, in den Playoffs nochmal auf Dresden oder Potsdam zu treffen ist ein Sieg gegen die Kirchdorf Wildcats beim Heimspiel am kommenden Sonntag allerdings Pflicht.
© Florian Wolf/shakral-photography.de