Comets siegen in Straubing deutlich

Machtdemonstration im Spider-Dome

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War die erste Begegnung der Comets mit den Spiders noch enttäuschend, als man mit nur einem Punkt zum Auftakt der Saison  im heimischen Illerstadion unterlag, zeigten die Comets beim Rückspiel in Niederbayern eindrucksvoll ihre derzeitige starke Verfassung.

Nominell fuhren die Allgäuer eigentlich mit relativ ungünstigen Ausgangsbedingungen zu den Spiders: Headcoach Elias Gniffke fehlte krankheitsbedingt und Marcel Schade, der nach Ausfall des Kickers Marvin Klein im ersten Spiel seitdem alle Kicks und Punts durchführte, konnte wegen einer Handverletzung nicht antreten - so übernahm LB Fabio Rothmund die Aufgabe des Balltreters.

Den unbedingten Siegeswillen der Comets konnte das aber offensichtlich nicht schmälern - nachdem die Straubinger das Spiel mit Angriffsrecht an der eigenen 24-Yard-Linie  begannen, war nach vier Spielzügen schon wieder Schluss und der Ball wurde gepuntet. Die Comets-Offense arbeitete sich zügig mit einer abwechslungsreichen Kombination aus Pass-und Laufspielzügen übers Feld und kurz vor der Endzone entschloss sich QB Kenyatte Allen, den Ball selber zu behalten und ihn zum Touchdown in die Endzone zu tragen. Der folgende Versuch zum Extrapunkt wurde geblockt  - und damit begann eine seltsame Serie fehlgeschlagener Versuche, nach Touchdowns noch Punkte zu erzielen. Bis auf einen PAT misslangen alle Versuche  - gut, dass dafür die Zahl der erreichten Touchdowns umso größer ausfiel.

Die Spiders starteten im Folgenden ihren einzigen Drive, der von Punkten gekrönt werden sollte. Nachdem sie sich unter häufigem Einsatz ihres Top-Runningbacks Lamar Carswell über das Feld bewegten, schloss Ex-Comets-QB Raleigh Yeldell mit einem weiten Touchdown-Pass diesen Drive ab. Nach erfolgreichem Extrapunkt gingen die Gastgeber mit 7:6 in Führung - es sollten die einzigen Punkte für die Niederbayern bleiben.

Die Comets - nun wieder im Angriffsrecht - zeigten die Stärke ihrer Offense, die durch ihre enorme Variabilität den gegnerischen Defenses bereits in den letzten Spielen gewaltiges Kopfzerbrechen bereitete und ein extralanger Pass auf den US-Receiver Derrick „DJ“ Harvey brachte die Allgäuer wieder mit 07:12 in Führung.

Ob es vielleicht am Gäubodenfest lag, das am Vorabend eröffnet wurde? Ab dem zweiten Spielviertel zeigte sich bei den Spiders eine Unkonzentriertheit, die sich in Fehlpässen, mangelnder Abstimmung der Spieler untereinander aber auch in Verteidigungslücken manifestierte. Auch das Publikum schien dem zweitgrößten Volksfest Bayerns Tribut gezollt zu haben und blieb relativ verhalten, die kleine Schar treuer Comets-Fans, die mit dem Fanbus angereist waren, sorgte  hingegen mit intensivem Einsatz für gehörig Stimmung. Die Comets-Spieler waren auf höchstem Level konzentriert und schickten vor allem ihre Passempfänger auf die Reise, immer wieder von eingestreuten Laufspielzügen unterbrochen, damit man für die gegnerische Verteidigung nicht zu ausrechenbar wurde. Einen langen Drive in dieser Art krönte dann Schweizer Nationalspieler Pascal Rüegg erfolgreich mit einem Touchdown zum Stand von 07:18.

Die Defense der Allgäuer stand der Offense hinsichtlich Konzentriertheit in nichts nach und stoppte die Laufangriffe der Spiders, die beim Hinspiel noch der Game-Changer waren, durch eine bissige D-Line  mit nicht minder aggressiven Linebackern. Wieder im Ballbesitz arbeiteten sich die Gäste aus der Illerstadt wieder übers Feld und ein hoher Bogenlampen-Pass auf RB Tomiwa Oyewo, der häufig als Slot-Receiver eingesetzt wurde, erhöhte die Führung auf 07:24. Kurz vor der Halbzeitpause schafften es die Straubinger mit einem Turnover on Downs den Comets-Angriff zu stoppen, aber Safety Devan Burrell sorgte mit einer Interception dafür, dass die aufkeimende Hoffnung der Gegner im Keim erstickt wurde. Mit komfortablem Vorsprung von 17 Punkten gingen die Teams in die Halbzeitpause.

Devan Burrell war offenbar noch voller Adrenalin wegen seiner erfolgreichen Interception, von der eigenen 5-Yard-Linie startete er einen 95-Yard-Kickoff-Return über das komplette Spielfeld in die Endzone zum Touchdown. Die zweite Halbzeit hatte noch gar nicht richtig begonnen, da stand es schon 07:30 für die Comets. Die Spiders schafften es im Folgenden bis zur Mitte des Spielfelds, als sie sich wieder vom Angriffsrecht trennen mussten - und auch die Comets mussten bei diesem Drive den Ball mit einem Punkt wieder an die Gastgeber abgeben.

Das Defensive Backfield der Allgäuer war hellwach und bot durch Mann- und Raumdeckung QB Yeldell kaum Anspielstationen. Hellwach war auch Strong Safety Dominik „Dauschi“ Schmid, der mit einer Interception den Ball abfangen konnte und ihn bis an die gegnerische 25-Yard-Linie zurücktrug.

QB Allen hatte durch die Blockarbeit seiner Offensive Line, die auch den College-erfahrenen DE Zirngibl in Schach halten konnte, genügend Zeit um WR Pascal Rüegg kurz vor der Endzone anzuvisieren. Dieser bremste schlau vor der sich formierenden Abwehr ab, um mit dem Schwung der herangeeilten Comets-Verstärkung über die Goalline geschoben zu werden. Endlich klappte nach diesem Touchdown auch der Extrapunkt und „Ersatzkicker“ Fabio Rothmund traf zum 07:37. 

Die Spiders waren auch bei mittlerweile aussichtslosem Punkterückstand weiterhin motiviert, wenn auch weitgehend chancenlos. Positiv war, dass es im Gegensatz zum Hinspiel für die Niederbayern kaum Strafen gab, es war insgesamt eine faire Partie ohne große Nicklichkeiten. Einen schönen Tackle des QBs, der Straubing in ihrem Angriff ein gutes Stück zurückwarf, „bezahlte“ der belgische Defensive Tackle Miche Vandekerkhof ohne Fremdverschulden mit einer Knieverletzung. 

Die Spiders versuchten mit dem vierten und letzten Versuch im Folgenden die Endzone zu erreichen, aber Neuzugang DB Marc Gebauer streckte sich ganz lang und wehrte den Ball erfolgreich ab. Mit dem erneuten Angriffsrecht der Comets begann das vierte Quarter, bei diesem Spielstand die Gelegenheit, den Backups und jüngeren Spielern Spielzeit zu geben. Dass QB Allen beim vierten Versuch den in der Endzone frei stehenden WR Harvey nicht anspielte war da auch kein großes Problem mehr, zumal DB Simon Walch den folgenden Angriff der Niederbayern im letzten Versuch stoppen konnte. Das Spiel stagnierte nun etwas und beide Teams gaben nach den jeweils ausgespielten vierten Versuchen den Ball wieder ab.

Devan Burrell hatte seine Erfolgsstory des Tages offensichtlich noch nicht abgeschlossen und fing mit der zweiten Interception des Tages den Straubinger Ball in der eigenen Redzone ab und trug ihn bis zur gegnerischen 40-Yard-Linie. Diese Einladung nahm Kenyatte Allen dankend an und feuerte einen langen Pass auf DJ Harvey zum Endstand von 07:43, da der Extrapunkt wie so oft an diesem Tag nicht gelingen wollte.

In ihrem vermutlich bisher besten Spiel der Saison zeigten die Comets, dass sie die Ausfälle wichtiger Spieler zu Beginn inzwischen gut kompensieren konnten und eine maximal variable Offensive zum Einsatz bringen können - ein Verdienst auch der Coaching Crew unter dem akribisch arbeitenden HC Gniffke. Durch diesen Sieg haben sich die Comets eine gute Ausgangsposition im Rennen um die Playoff-Plätze gesichert. Der zweite Tabellenplatz ist durch den Sieg der Cowboys bei den Hurricanes nicht mehr zu erreichen, der dritte Platz, der ein Aufeinandertreffen mit dem bisher ungeschlagenen Nordmeister Potsdam erst einmal verhindern würde, wird jetzt das anvisierte Ziel der Allgäuer sein.

Kommenden Sonntag werden beim letzten Heimspiel der Saison der deutsche Vizemeister Schwäbisch Hall zu Gast im Illerstadion sein. Vielleicht gelingt der Power-Offense beim Allgaier-Kunststoffverarbeitung-Gameday während der Festwochen ja sogar ein ähnliches Kunststück wie 2015, als man als letztes GFL-Team die Unicorns in der“normalen“ Saison schlagen konnte. Kickoff ist am 21.08. um 15:00 Uhr.